August bis Oktober 2007

Die Landschaft wirkt träge, verlassen. Der Wind weht seit Tagen schon unaufhörlich Staub durch jede Häuserritze. Die Nächte sind dunkel und kalt. Tagsüber brennt die Sonne erbarmungslos die letzten Wasserpfützen trocken.




Vor der Pirwa weiden die Schafe das noch spärlich übriggebliebene Gras. Einige Kinder tummeln sich schon im Schatten der Bäume und warten ungeduldig auf die Türöffnung. Punkt zwei Uhr geht’s los…




Einmal die Woche gibt’s etwas Besonderes zum Zvieri. Eine grosse Schüssel Teig steht zur Verarbeitung bereit. Händewaschen und los geht’s. Die Teigmasse wird geknetet, geklopft und geformt bis schliesslich jedes Kind ein süsses Brötchen in den Ofen legen kann. Zufrieden schmatzt die ganze Runde. Zähneputzen nicht vergessen!




Aufregung herrscht. Für jedes Kind gibt’s ein T-Shirt mit dem Slogan „Khuska Wiñana – Creciendo Juntos en Huancarani“. Der erste Teil ist Quechua und der zweite Spanisch. Beides bedeutet in etwa „Zusammen (auf-) wachsen in Huancarani“. Einen ganzen Nachmittag lang werden mit Hilfe von selbst gebastelten Schablonen die Rückseiten der T-Shirts gestaltet.




Auch die Pirwa erhält Farbe. Es entstehen Wandbilder der Landkarten von Bolivien und Südamerika. Nach langer Experimentierphase wird mit einer aus Kalk und natürlichen Farbstoffen selbst hergestellten Farbmischung zusammen mit Jugendlichen auch die gesamte Pirwa frisch gestrichen.




Mitte Oktober kommt hoher Besuch aus der Schweiz. Carlos Rosenfelder mit Familie und Freunden wird erwartet. Die Pirwa wird herausgeputzt, man will sich den Gästen ja von der besten Seite präsentieren. In grossem Stile wird Chicha (Maisbier) angerührt, Gemüse und Salat gerüstet. Im Ofen brutzeln schon Hühnerbraten, Kartoffeln und Oca. Nach dem ausgiebigen Festmahl werden die Projekte begutachtet, Neuigkeiten ausgetauscht und neue Pläne ausgeheckt. Im Rohbau der Schreinerei gibt’s Schlangenbrot für die Kinder. Schwungvolle Rhythmen laden zum Tanz. Chicha wird herumgereicht. Pachamama (Mutter Erde) gebührt der erste Schluck…




Foto & Text: M. Knecht